Venedig Marathon 2018 - oder Venedig-Survival-run???
Ein ganz spezieller Marathon am 28.10.2018. Ja, er war auch "nur" 42,195 km lang, aber aufgrund von Hochwasser und Sturm in Venedig waren die letzten Kilometer doch ganz anders... aber davon später mehr ;-)
Wir haben 4 Tage in Norditalien verbracht, von Donnerstag bis Samstag in Lido de Jesolo und von Samstag bis Montag in Venedig. Ein günstiger Flug ab Berlin mit Easy Jet (ca. 150 € hin und zurück für zwei Personen incl. 1 großem Koffer) nach Venedig am Donnerstag vormittags war für uns die optimal Anreise.
Vom Flughafen Marco Polo in Venedig sind wir mit dem Bus nach Lido de Jesolo gefahren (fährt stündlich, ca. 6€ p. P.). Dort hatten wir ein schönes Hotel am Strand, das Wetter war sonnig und schön. Ein kurzes (etwas kühles) Bad im Meer habe ich mir nicht nehmen lassen. Auch den bewölkten Freitag haben wir schön verbracht mit Shoppen in der nahe gelegenen Outlet Village Noventa di Piave und anschließend mit Wellness im Hotel.
Samstag ging es dann wieder mit dem Bus nach Venedig/Mestre. Mestre liegt quasi "an Land" und ist der wirtschaftliche und kaum touristische Teil von Venedig. In einem schönen Park San Giuilano war in großen Zelten die Startnummernausgabe und eine kleine Marathonmesse. Hier habe ich dann erstmalig "Marathonluft" geschnuppert.
Danach sind wir mit dem Bus in unser Hotel Arlecchino nach Venedig gefahren. Wir hatten ein Hotel in der Nähe der Piazza Roma gewählt, dieser liegt dicht an den Busterminals und Bahnhof. Das erleichtert die An- und Abreise und auch die Shuttlebusse zum Marathonstart fahren dort in der Nähe.
Im Hotel eingecheckt ging es auf Sightseeing in Venedig. Da wir schon oft dort waren, wollte ich diesmal das Museum "Leonardo da Vinci" besuchen. Dort sind u.a. viele seiner Erfindungen auf- bzw. nachgebaut. War klasse! Ansonsten haben wir natürlich noch alles andere in der Stadt angeschaut, was sehenswert ist. Etwas gewundert haben wir uns über die komischen transportablen "Brücken", die auf dem Markusplatz bereit standen... Abends haben wir dann gegoogelt und gelesen, dass am Sonntag "High tide" (Hochwasser) angesagt ist und die Gafahr besteht, dass der Markusplatz unter Wasser stehen wird...
Am Renntag bin ich ca. 6:45 Uhr aus dem Hotel. Meine Frau ist dort geblieben, die Strecke ermöglicht kein regelmäßiges Anfeuern, also haben wir uns auf dem Markusplatz (km41) zum Anfeuern für den letzten Kilometer verabredet. Venedig ist keine Rundstrecke, der Start ist in Stra. Die Shuttlebusse zum Start fahren ab Venedig (Trochetto) und Mestre. Tronchetto ist 15 min. zu Fuß entfernt gewesen, bereits vor dem Hotel konnte ich mich Marathonläufern einreihen und der "Herde" zur Busabfahrt folgen.
Der Bus fuhr dann 40 min. zum Start in Stra. Startpunkt ist die berühmte und sehr schöne Villa Pisani. Dort stehen LKWs für die Klamottenbeutel und Zelte zum Umziehen; das war gut so, denn bei der Ankunft regnete es. Das sorgte im Zelt für etwas Gedränge. Aber pünktlich zum Start kam die Sonne heraus ;-)
Die Laufstrecke was sehr schön, zu Beginn verlief die Strecke viel direkt entlang dem Fluss Naviglio del Brenta und viele tolle Villen säumten die Strecke. Es gab regelmäßig alle 5 km Wasser (in 0,5 Liter Flaschen). Hierzu bin ich geteilter Meinung. Es ist zwar gut, dass man sich etwas Wasser mitnehmen kann, aber tausende Flaschen wurden nach 1-2 Schluck wieder weggeworfen...
Das Wetter war am Anfang gut, viel Wind aber den hat man am Anfang nicht so gemerkt. Ich hatte wenig trainiert, war verletzt und hatte nur einen "langen Lauf", daher bin ich mit einem Wohltempo und -puls losgelaufen. Immer so ca. 5:35 min/km und das in einer Gruppe "quattro" (4h Pacemaker). Das klappte auch ganz gut, bis wir bei Sturm und dann Nieselregen bei km 33 die 4 km lange "Ponte de Liberta" erreichten.
Zu dieser Zeit erreichte mich von meiner Frau die Nachricht, dass keine Läufer auf dem Markusplatz sind... und dort Wasser steht...
Diese Brücke ist die Verbindung von der Insel Venedig mit den Stadtteilen auf dem Festland. Auf dieser Brücke kam uns der Sturm direkt entgegen... Ab km 35 ist mein Tempo dann auf "über 6 min/km" gefallen und bei km 37 erreichte man endlich Venedig. Hier war es im Bereich des Kreufahrthafens etwas windschattig, aber leider nur 1 km, denn bei km 38 liefen wir wieder im Gegenwind. Und dann kam km 39...
Direkt hinter einer Kurve kam die erste Brücke und auf der blieben die Läufer vor mir stehen?!? Und dann sah ich warum... Wasser! Nein Hochwasser! Hinter der Brücke stand das Wasser bis auf Höhe der Waden! Oh man... damit hatte ich nicht gerechnet. Aber egal, rein ins kühle Nass! Erst bin ich nur gegangen, dann habe ich je nach Höhe des Wassers versucht zu Laufen. Die Strochenmethode ging ganz gut, hatte aber die ganze Zeit die Befürchtung zu stürzen... ging aber gut.
Vor dem Venedigmarathon hört man: "Spare Dir Kraft, in Venedig musst Du über 14 Brücken laufen, das kostet nochmal Kraft"... die 14 Brücken waren lustigerweise erholsam, weil trocken... Die Wasserhöhe variierte von Knöcheltief bis Wadenhoch. Bei km 41 ging es dann trockenen Fusses (nein, die Schuhe waren ja nass...) über den Canale Grande, hier wurde eine Schwimmbrücke für die Läufer aufgebaut. Dann waren es noch ca. 1 km bis zum Ziel, der Markusplatz wurde ausgelassen, dort stand das Wasser höher (wir hatte unbemerkt eine Zusatzrunde im Parco San Giuilano gelaufen).
Vorbei an tausenden Touristen, die mit Behelfsgummistiefeln oder Barfuss durch Venedig spazierten, lief ich über die letzten Brücken dem Ziel entgegen. An der Seufzerbrücke wurde ich dann von meiner Frau erwartet und auf dem Video sieht man die Lage für die Läufer:
Danach dann weiter durchs Ziel. Am Ende waren es 4:05h Laufzeit, mit der ich trotz Verletzung in der Vorbereitung und dem fehlenden Training und den hier gezeigten Umständen sehr zufrieden bin! Meine 29. Finishermedaille.
Im Ziel war es kalt wegen dem Sturm und Regen, obwohl es ja eigentlich schöne 19 Grad warm war. Also schnell etwas verpflegt und ab zu den Duschen.
Die Laufstrecke im Video hier
Dieses Video zeigt den Sturm und einige "späte Läufer", ich habe es nach dem Duschen aufgenommen. Es war an der letzten oder vorletzten Brücke vor dem Ziel:
Nach dem Duschen sind wir dann in Flip-Flops ins Hotel spaziert. Ein paar Impressionen hier zum Abschluss:
Am Montag war das Hochwasser in Venedig noch 40 cm höher, es war unser Rückreisetag und wir sind etwas früher zum Flughafen gefahren, damit wir mit Schuhen und ohne den Koffer tragen zu müssen, trockenen Fusses zum Bus kommen.
Fazit: Es war ein wunderschönes Wochenende, der Lauf ist zu empfehlen und unter diesen Umständen war er ein besonderes Erlebnis.
Stand: 23.12.2018 - 15:55 Uhr